Los Angeles – Beben, Bayern & Burritos
Die Stadt der Engel.
Was ist in Los Angeles gefährlicher? Ein Beben oder ein Burrito? Wo kann man eher einen Brand löschen? Bei einem Bayern-Spiel oder in einer Pfennig-Bude? Und wie hausen eigentlich in L. A. die Zahnärzte? Hier alle Antworten in einem unterhaltsamen Reisebericht.
Ich bin dann mal weg!
Wer schon längere Zeit Patient in unserer Praxis ist, der weiß Bescheid: Im Sommer ist der Chef für vier Wochen mal weg. Zahnschmerzen müssen dann einfach mal Urlaub machen. Tun Sie auch in den meisten Fällen.
Seit über 10 Jahren treibt es mich immer an die Westküste der USA. Erst waren es ausgedehnte Touren mit mehreren tausend Automeilen von Seattle bis San Diego, doch seit nun drei Jahren bereits ist Los Angeles mein festes Domizil.
Hier findet man alles, was ein guter Urlaub braucht: viel Sonne, fast einsame Strände und genug Abwechslung. In diesem Jahr war es irgendwie ziemlich abwechslungsreich. Warum, das können Sie hier lesen. Viel Spaß!
4th of July
So eine Reise in die USA sollte immer gut geplant sein. Nicht nur Flug, Motel und Mietwagen müssen frühzeitig gebucht werden, auch die Abläufe in der Praxis sind dabei zu bedenken. Wer vertritt meine Sprechstunde im Sommerurlaub – vielen Dank Zahnarzt Frederik Winkelmolen! – wann sind Ferien in Sachsen-Anhalt und wie schauen eigentlich die Urlaubspläne der Mitarbeiter aus?
Diese Umstände erforderten es in diesem Jahr, dass ich ausnahmsweise nicht im August, sondern diesmal im Juli in Los Angeles war.
Etwas ungewohnt für mich, aber dafür durfte ich zum ersten Mal den Independence Day in den USA erleben.
Dieser Feiertag ist hier ein bisschen wie Silvester. Man trifft sich bereits schon am Mittag mit Freunden zum Barbecue und kurz vor Mitternacht geht es dann direkt vom Beachhouse an den Strand.
Dort scheint dann halb Los Angeles versammelt zu sein. Böller knallen, bengalische Feuer werden gezündet und jeder hat mindestens ein Getränk in seinen Händen. Alle Blicke sind zum Himmel gerichtet, wo sich die einzelnen Stadteile ein pyrotechnisches Spektakel liefern.
Wer wird diesmal das schönste und längste Feuerwerk bieten? Santa Monica, Marina del Ray oder vielleicht sogar Venice Beach?
Sind schließlich die letzten Böller verpufft und alle Bierdosen geleert, setzt sich eine große Völkerwanderung in Gang. Alle weg vom Strand und schnell zurück nach Hause.
Auf den Straßen geht dann nichts mehr. Ausnahmezustand. Glücklich, wer noch schnell einen Elektro-Roller oder Mietfahrrad am Straßenrand ergattern konnte.
Doch dafür waren wir zu spät und mussten laufen, wie fast alle Einwohner und Touristen von Venice Beach in dieser Nacht.
Vielen Dank Aya & Lenny Michalski für die tolle Party, das leckere Essen und die unvergesslichen Stunden! Thank’s a lot!
Die Erde bebt in L.A.
Am Morgen danach wurde dann auch der letzte betrunkene Amerikaner unsanft in seinem Bett geweckt. Die Erde rund um Los Angeles bebte. Und das seit 20 Jahren zum ersten Mal wieder.
Was in den Medien im fernen Deutschland als starkes Erdbeben rund um die Millionenmetropole spektakulär gemeldet wurde, waren hier eigentlich nur ein paar leichte Ruckler, die man kaum beim morgendlichen Kaffee spüren konnte. Fast hätten wir sie gar nicht bemerkt.
Andere Stadtteile dagegen waren viel deutlicher betroffen:
Doch diese leichten Erschütterungen reichten aus, um hier in Venice Beach sichtbare Schäden zu hinterlassen. Auch unser Appartement hielt sich nicht ganz so schadlos.
Etliche Risse rund um die Fenster, die noch am selben Tag verfugt wurden. Sieht ein bisschen „mexikanisch“ aus… aber irgendwie sehr dekorativ.
Eine 99 Cent Katastrophe
Wesentlich spektakulärer dagegen war dann das Ereignis, was uns in der Nacht vom 14. zum 15. Juli aus dem Schlaf riss. Die Luft war erfüllt von einem ohrenbetäubenden Sirenengeheul. Unser geliebter 99-Cent-Only-Laden gleich um’s Eck brannte lichterloh. Das war echt bitter!
Wer lange in den USA Ferien macht, der hat auch viele Mahlzeiten abzudecken. Restaurantbesuche und fast alle Lebensmittel in den Supermärkten sind hier im Vergleich zu Deutschland extrem teuer. Da freut man sich, wenn man auch mal was sparen kann. Dafür liebten wir den 99-Cent-Laden in unserer Straße.
Gut nicht alles hat dort auch wirklich nur 99 Cent gekostet. Auch nicht alles sah so wirklich genießbar aus und auch waren die Kunden oftmals sehr seltsam anzuschauen, aber niemand in der Stadt hatte so leckere Cocktail-Tomaten und Creamcheese für 99 Cent wie dieser Shop.
Warum das Gebäude abbrannte, ist leider noch nicht so klar. Eine Klimananlage, die plötzlich in Flammen stand? Ein Obdachloser, der sich draußen ein wärmendes Feuer machte oder eine versicherungstechnisch „heiße Sanierung“? – Ehrlich, dieser Laden hatte das wirklich nötig! – Doch keiner weiß es. Ich hoffen nur, dass wir künftig von einer schmerzhaften Teuerungsrate verschont bleiben und diesem Laden kein neues Geschäft folgt… dem 1-Dollar-Shop.
Bayern ohne Glück
Manchmal muss man bis nach L.A. reisen, um ein Spiel der Bayern sehen zu können. Der International Champions Cup machte Station in Carson, in einem nicht weit entfernten Stadtteil von Los Angeles.
Bayern München gegen Arsenal London, so lautete die Partie. Ein wirklicher Knaller.
Das Stadion war natürlich wieder restlos ausverkauft, 26.704 Zuschauer und alle in absoluter Feierlaune.
Doch der sogenannte Bayern-Dusel hatte das Team aus Deutschland an diesem Abend wohl gänzlich verlassen.
Unglücklich war nicht nur das Eigentor vom Jungspieler Louis Poznanski kurz vor der Halbzeitpause, auch bei dem späten 2:1 der Engländer in der 88 Minute machte der Rekordmeister keine besonders glückliche Figur.
Egal, der Trainer war trotzdem hochzufrieden, das Spiel unterhaltsam und das Ergebnis trübte die Partystimmung auf den Rängen keinesfalls.
Eine wirklich trübe Stimmung kam dagegen in der Halbzeitpause auf. Dann nämlich, wenn man sich mit einem kühlen Bier erfrischen wollte.
Auf den Preislisten der Ausschankstellen, gab es wesentliche höhere Resultate zu entdecken, als auf der Anzeigetafel des Stadions… bis zu 17 Dollar für eine Büchse Bier. Da kann man nur schwierig seinen Durst löschen… oans, zwoa, droa un nua oans gsuffa.
Ein Zahnarzt macht niemals Ferien
Urlaub in Los Angeles bedeutet für mich nicht nur Sonne, Sand und Meer. Ein bisschen fotografiert, gefilmt, recherchiert und dokumentiert wird trotzdem immer noch. Das darf nicht fehlen.
In 2018 führte mich mein Weg direkt in das Hypnose Institut von Los Angeles und im Jahr davor entstanden die ersten Szenen zum Movie „Tag der Zahngesundheit“ am Strand von Venice Beach.
Warum der Dreh so abenteuerlich war, kann man hier in dem Artikel der „Mitteldeutschen Zeitung“ von Steffen Könau lesen und natürlich hier das Endergebnis gleich noch mal schauen.
Auch wie ein Zahnarztbesuch in den USA eigentlich ablaufen kann, dazu findet man im deutschsprachigen Internet kaum bis keine Informationen. Also habe ich das mal mit meiner Erfahrung in diesem Text „Zahnschmerzen in den USA“ zusammengetragen.
Der Text erfreut sich bereits großer Beliebtheit und ist schon nach nicht mal einer Woche deutschlandweit unter den Top 10 bei Google.
Dafür muss man auch eine Menge Zahnarztpraxen besuchen. Und davon gibt es hier schier unendlich viele und das oftmals an sehr abenteuerlich anmutenden Orten. Genaue Zahlen, wieviele Praxen es hier in Los Angeles eigentlich gibt, lassen sich leider nicht finden. Fakt ist, es sind unendlich viele.
Zahnärzte gehören in den USA, nicht wie man es vielleicht in Deutschland kennt, zum medizinischen Bereich, sondern eher zur Dienstleistungsbranche.
Jedes noch so kleine Shopping-Zentrum verfügt neben dem obligatorischen Nagelstudio, dem Massage-Salon oder dem Seven-to-Eleven-Markt auch über eine Zahnarztpraxis. Und manchmal findet man den Zahnarzt auch gleich neben einem Bestattungsinstitut.
Die Praxen, die hier fotografiert wurden, sind nur ein bis zwei Meilen von unserem Appartement entfernt. Ganz Los Angeles hat, wenn man durch die Stadt fährt, gefühlte tausende Zahnärzte. Gar nicht auszudenken, wo die wohl alle noch so praktizieren…
…ziemlich dicht nebeneinander…
…oder ziemlich großzügig…
…fast sogar opulent…
…vielleicht auch etwas armselig…
…oder auch traurig…
…auf jeden Fall verkehrsgünstig gelegen…
…mit klarer Ansage, wer hier der Chef ist…
…oder welcher Nationalität er entstammt…
…und für besonders wertvolle Mitarbeiter…
von Google oder Snapchat kommt hier in Los Angeles der Zahnarzt auch mal gern mit dem Mobil vorgefahren und behandelt direkt vor der Haustür des überteuerten Apartments. Was für ein Service!
Burrito vs. Pizza
Ein Urlaub in den USA ohne ein gemeinsames Foto mit einer Mahlzeit? Nicht auszudenken! So ein Bild darf einfach nicht fehlen!
In diesem Jahr machte das Rennen eine mexikanische Bude entlang des Sepulveda Boulevards: Titos Tacos. Real Authentic Mexican Food, das hat sich wohl der Tito auf die Fahne geschrieben, oder das, was sich vielleicht die eingewanderten Mexikaner oder der herkömmliche Amerikaner darunter so vorstellen.
Und er ist damit mega erfolgreich. Von morgens um 10 bis tief in die Nacht hinein stehen sie alle brav in einer riesigen Futterschlage, die nie abzureißen scheint. Hunderte Gäste jeden Tag. – Muss gut sein! Muss man unbedingt mal probieren, dachte ich mir. Es geht doch nichts über einen gepflegten Burrito zum Frühstück!
Auf jeden Fall stimmt schon mal die Größe der Portion. Deutlich oversized… eigentlich ziemlich oversized. Das Essen kommt in riesigen Schuhkartons und ist einfach nur mächtig. So mächtig, dass man für den Rest des Tages nichts mehr zu essen braucht… eigentlich für den Rest der ganzen Woche.
Nicht viel kleiner, aber dafür richtig lecker sind dagegen die Portionen bei meinem Lieblingsitaliener hier in Venice, das „Eddies“. Eine huschelige Trattoria, zwar etwas schmuddelig, aber das Essen wird direkt mitten im Restaurant zubereitet und es ist einfach nur lecker.
Die Zutaten sind alle frisch und natürlich. Im ganzen Restaurant zischt und dampft es, wenn die Köche auf den großen Gasflammen die Speisen brutzeln und das zu Preisen, die hier für Venice Beach mehr als in Ordnung gehen.
Fast jeden Abend bin ich dort. Doch an einem Abend, meinem Hochzeitstag, wollte ich mal von der gewohnten Tradition abweichen und nicht kochen lassen, sondern selbst dort kochen – Spaghetti Aglio Olio, aber nach meinem eigenen Rezept.
Dafür müssen natürlich etliche Knoblauchzehen fein geschnitten werden. Ziemlich monoton und auch ziemlich langwierig. Dabei kann es schon mal sein, dass man irgendwann anfängt, das ein oder andere Lied dabei zu summen.
Mein absoluter Sommerhit in diesem Jahr, der mir beim Kochen, am Strand oder auch in einem der vielen Staus in L.A. nicht aus dem Kopf gehen wollte, war der Song von Andy Grammer („Don’t Give Up on Me“), aber in der Version von Gregg Breinberg und seinem Chorus P22. Ein bisschen melancholisch, aber passend zum 7. Hochzeitstag.
So, das Lied ist zu Ende und das Essen endlich fertig. Um es kurz zu machen: es hat nicht geschmeckt. Und um bei der ganzen Wahrheit zu bleiben: eigentlich war es ungenießbar. Dinge schmecken eben anders in anderen Küchen an anderen Orten der Welt… ein guter Grund, gerne wieder nach Hause zurückzukommen.
Fotos: Jana Baum, Roger Barz, Fotolia & Pixabay